Der Buchdrucker

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Buchdrucker:

Daten:

Larvenzeit 3-4 Wochen; Puppenruhe 1-2 Wochen; bei günstiger Witterung bis zu 3 Generationen möglich; Flugzeit der 1. Generation Mitte April – Ende Mai; 2. Generation Ende Juni/Juli; Überwinterung im Brutbild, in Stöcken oder in der trockenen Streu. Massenvermehrung: unter günstigen Witterungsbedingungen und bei entsprechendem Angebot an bruttauglichem Material. Männchen legt Begattungskammer an und lockt weitere Männchen und Weibchen an. Findet zunächst am liegenden Holz statt (Fangbäume), später auch am stehenden Holz. Bestände werden prädisponiert durch Dürre, Schadstoffemissionen, Insektenfraß usw. Bei einer hohen Populationsdichte auch Befall gesunder Bäume, hierbei aber intraspezifische Konkurrenz; Hinweise sind Einbohrlöcher, und Bohrmehlauswurf, Spechthiebe im unteren Kronenbereich. Vermehrungspotential: 1. Generation entstehen bis zu 40 Individuen, in der zweiten bis zu 800, in der dritten bis zu 16000 Käfer; eine Fichte kann besiedelt werden durch 200-400 Weibchen pro m²; insgesamt bis zu 2500 Käfer am Baum möglich; ihre Nachkommen können bis zu 20 neue Fichten befallen; Abwehrmaßnahmen:Überwachung und Abwehr

Vorbeugung bis chemische Bekämpfung:

Disposition/Prädisposition:

termingerechter Einsatz von bestandesschonender Pflege- und Ernteverfahren;

Monitoring:

Kontrolle auf Befall im stehenden und liegenden Brutmaterial, besonders nach erhöhter Gefahr (Sturm, Trockenjahre usw.) und an besonders disponierten Plätzen; Betriebskarten und Kontrollbücher zur Vermerkung von Käferherden und Fallenstandorten verwenden; Fangbäume können dem Monitoring dienen, z.B. zur Bestimmung der Befallsintensität oder des Artenspektrums

Vorbeugende Maßnahmen:

Reduzierung v. bruttauglichem Material: rechtzeitige Abfuhr des im Winter gefällten Holzes vor Beginn des Käferflugs im Frühjahr; vorbeugendes Schälen von bruttauglichem Holz und Beseitigung von Schlagabraum durch Mulchen, Verbrennen usw. Beim Mulchen Zerspanen auf unter 5cm zur Beschleunigung des Trockenprozesses. Voranflugbehandlung wertvoller Nadelholzpolter gegen Nutzholzborkenkäfer sowie Wasserlagerung oder Beregnen von Poltern; räumliche Planung: Hiebe um mindestens 500 m voneinander trennen; liegen die Hiebsflächen nebeneinander, mindestens ein Jahr zwischen den Hieben vergehen lassen. Anbau auf dürren Standorten vermeiden; (Harvestergeerntete Fichten werden meist nicht erfolgreich befallen, weil der Aggregat den Bast quetscht).

Integrierter Pflanzenschutz:

Schaffung stabiler Waldstrukturen (waldbaulich), Insektizideinsatz (chemisch), Brutraumentzug (mechanisch-technisch) und Einsatz von Lockstoffen (biotechnisch) ergeben einen integrierten Pflanzenschutz;

Stehendbefall:

Bäume sofort einschlagen, Käferbrut vernichten (z.B. Abfahren und Stämme ins Wasser werfen, Entrinden, Chemie; Abfahren und Schälen bringt nur im weissen Stadium etwas (als Puppe, Larve), Abfahren mindestens 2 Kilometer vom nächsten Nadelholzbestand; sobald hellbraune Jungkäfer auftreten, darf Holz nicht mehr bewegt werden; dann Rinde verbrennen, vergraben oder in Plastiktüten Hitze aussetzen; als Chemie Pyrethoide verwenden (als einziges zugelassen), damit berindetes Holz tropfnass spritzen, um Ausflug zu verhindern);

Lockstofffallen:

Aufstellungsorte: Ränder und größere Lücken in Fichtenbeständen mit diesjährigem oder vorjährigem Stehendbefall; Beköderung vor dem ersten Flug, wöchentliche Kontrollen, Entsorgung der Fänge, Kontrolle der Umgebung auf falleninduzierten Stehendbefall; Abstände und Kontrollen sind eng geregelt. Abstände: bei Pheroprax 13 bis 15m (Buchdrucker Fichte), bei Chalcoprax (Kupferstecher Fichte) 5-6m oder bei hoher Aggressivität 10-15m; stimmen die Abstände nicht, können innerhalb des Radius stehende Bäume befallen werden; hierbei sind Einbohrlöcher auf Augenhöhe zu suchen; in Bestandeslücken sind mindestens zwei Fallen zu stellen, ist die Lücke kleiner als 25m, kann man sich mit Fangreisighaufen behelfen (6-7m Sicherheitsabstand); Fallen müssen Anfang/Mitte April beködert sein; Fangreisighaufen sind folgendermaßen zu gestalten: frische Zopfstücke, Äste usw. werden zeltartig aneinander gestellt, (1m hoch, 1-2m breit), innen wird ein Dispenser aufgehängt, rechtzeitig vor Ausflug wird mit zugelassenen Mitteln in der höchsten Dosis außen und innen tropfnass gespritzt (auch Dispenser); im Juni/Juli frisches Material nachlegen, zusätzlicher Dispenser aufhängen, Spritzbelag erneuern; Warnschilder aufstellen!


Schwierigkeiten:

Käfer reagieren nicht immer auf Lockstoffe, originales Brutholz ist attraktiver, Käfer sind zu hoch in der Krone, um in die Fallen zu gehen; teilweise werden Feinde der Borkenkäfer angelockt und die natürliche Bekämpfung wird dadurch beeinträchtigt; Stehendbefall konnte um bis zu 100 Prozent verringert werden (gemessen an der Menge der Schäden, nicht an der Menge der gefangenen Käfer), jedoch stellen hohe Brutmaterialmengen wie z.B. nach Windwurf eine zu starke Konkurrenz dar, als das mit Fallen effektiv bekämpft werden könnte.


Wirtsbaumwahl und Besiedlung der gemeinen Fichte:

zuerst wird der männliche Buchdrucker in seiner Dispersionsphase (umherfliegen auf der Suche nach Wirtsbaum) durch Pflanzeninhaltsstoffe (Monoterpene); diese Lockstoffe können auch von anderen Käfern ausgehen (sekundär); die ersten Käfer, die den Baum besiedeln, wandeln diese Terpene im Körper in um und scheiden sie als Aggregationspheromone (wichtigstes ist das cis-Verbenol) aus; so lösen sie den Massenbefall aus; die sekundären Lockstoffe übertreffen dabei die eigentlichen Lockstoffe des Baumes; ist der Baum voll besiedelt, stoßen die Käfer Antiaggregationspheromone aus (hierbei besonders das S-Verbenon als Alleshemmer, aber in der Praxis keine nachweisbaren Ergebnisse bei der Nachahmung);

Natürliche Gegenspieler:

Brackwespe, legt Eier an die Borkenkäferlarve; Beauveria bassiana (Pilz) verpilzt junge Borkenkäfer; Ameisenbuntkäfer als Predator im Larven- und Käferstadium (lässt sich nicht züchten, da die Käfer in der Zucht übereinander herfallen); Jagdkäfer, Bedeutung noch nicht lange entdeckt und erforscht.